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Kurzbiographie Atom Egoyan

A

tom Egoyan wurde am 19. Juli 1960 in Kairo als ältestes Kind armenischer Eltern geboren, die ihrerseits Kinder von Flüchtlingen waren (der ungewöhnliche Vorname leitet sich ab von der Erbauung des ersten ägyptischen Kernkraftwerks, das etwa zur selben Zeit wie Atom das Licht der Welt erblickte). Die Eltern hatten beide Malerei studiert, betrieben aber einen Möbelladen in Kairo ("Ego Arts"). Als Atom drei Jahre alt war, emigrierte die Familie nach Victoria, British Columbia (CAN). Dort wurde kurz darauf Tochter Eve geboren (heute eine gefragte Pianistin und Interpretin der Musik des 20. Jahrhunderts; → ext. Link).

Studium – Theater – erste Kurzfilme

Bereits im Alter von 13 Jahren begann Atom damit, Theaterstücke zu schreiben. 1978 schrieb er sich am Trinity College (University of Toronto) für die Fächer "International Relations" (vergleichbar etwa der Politik) und klassische Gitarre ein, tritt sogleich einem Film-Club bei und schreibt kurz darauf das Drehbuch für seinen ersten (Kurz-)Film, Howard in Particular, den er 1979 verwirklicht. Schnell entstehen weitere kleine Werke. Der knapp halbstündige Kurzfilm Open House (1982) schließlich, gedreht während seines letzten Studienjahres, wird von der CBC gekauft und ausgestrahlt. Es sollte das erste kommerziell rentable Projekt sein, und vielleicht war nun der Punkt erreicht, wo die Versuchung und die Faszination des Filmemachens zu überwiegen begann. – Nach dem Abschluß am College (B.A.) aber engagierte sich Egoyan zunächst an der Playwrights Unit des Tarragon Theatre in Toronto als Stückeschreiber/Dramatiker; weiterhin schwebt ihm eine Karriere in diesem Bereich vor.

Die Spielfilme – Cannes – erste große Preise

1984 inszeniert er seinen ersten Spielfilm, Next of Kin (dieser gewinnt auf dem Mannheimer Filmfestival einen Goldenen Dukaten). Kurz darauf beginnt Egoyan damit, auch für das Fernsehen zu drehen. 1987 erregt sein Name das erste Mal internationales Aufsehen, als Wim Wenders beim Festival in Montreal seinen Preis für "Der Himmel über Berlin" ablehnt mit den Worten "Dies ist eine große Ehre, aber ich möchte Sie bitten, diesen Preis meinem kanadischen Kollegen Atom Egoyan zu geben" (für Family Viewing). Schon sein dritter Spielfilm, Speaking Parts (1989), wird zur prestigeträchtigen "Quinzaine des Réalisateurs" nach Cannes eingeladen. So erging es auch The Adjuster (1991), der in Moskau den Spezialpreis der Jury gewann. 1991 war auch das Jahr, als Egoyan einem größeren deutschen Publikum ins Bewußtsein rückte, durch eine Werkschau bei den Hofer Filmtagen und durch die Fernsehausstrahlung dreier seiner Filme im ZDF. Calendar (1993), u.a. in Armenien gedreht, wurde sogar vom ZDF coproduziert und auf der Berlinale uraufgeführt.

Der Durchbruch

Während Egoyan so zunehmend zu einem 'Kritikerliebling' avancierte, blieb ihm jedoch der große kommerzielle Durchbruch versagt. Obwohl längst mehr als nur ein Geheimtipp auf Festivals, gelang es erst The Adjuster ("Der Schätzer"), einen Verleih in Deutschland zu finden (Bundesstart Jan. 1992). Die Wende schließlich kam 1994/95 mit Exotica, der den Preis der Internationalen Filmkritik (Bester Film) in Cannes gewann und allein in den USA mit 500 Kopien gestartet wurde.

1996 wird er in die Jury des Filmfestivals in Cannes berufen und von der franz. Regierung mit dem Orden "Chevalier des Arts et Lettres" ausgezeichnet. Der vorläufige Höhepunkt von Egoyans Karriere wurde 1997 mit The Sweet Hereafter ("Das süße Jenseits") markiert. Neben zwei Oscar-Nominierungen (Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch) und dem Großen Preis der Jury in Cannes wurde der Film Ende '97 von der Kritikervereinigung der USA (National Association of Reviewers) unter die zehn besten Veröffentlichungen des Jahres gewählt. (In einer Online-Umfrage des kanadischen Magazins "Playback" zum besten kanadischen Film aller Zeiten erreichte The Sweet Hereafter 2002 den ersten Platz.)

Familie – Oper – Installationen

Egoyan ist verheiratet mit der Schauspielerin Arsinée Khanjian (Darstellerin in fast jedem seiner Filme), seit Sept. 1993 Vater von Sohn Arshile und lebt in Toronto. Neben seiner Arbeit für den Film hat er u.a. ein Opernlibretto geschrieben ("Elsewhereless", 1998 uraufgeführt), eine vielbeachtete Aufführung von "Salomé" (1996 & 2002) inszeniert wie auch die Weltpremiere von "Dr. Ox's Experiment" (1998), einer Oper von Gavin Bryars. Das nächste Opern-Projekt wird eine Inszenierung von Richard Wagners "Die Walküre" (aus "Ring des Nibelungen") in Zusammenarbeit mit der Canadian Opera Company sein; die Aufführungen sind für Frühjahr 2004 geplant (→ ext. Link). Darüber hinaus hat er mittlerweile acht Installationen präsentiert, seine jüngste (Hors D'usage, 2002) war im Museum für zeitgenössische Kunst in Montreal zu bestaunen.

»Ararat«

Sein neuester Film, Ararat, wurde im Mai 2002 in Cannes uraufgeführt und sorgte bereits im Vorfeld für Kontroversen. Thematisiert er doch den Völkermord an ca. 1,5 Millionen Armeniern 1915/16 auf Befehl der türkischen Regierung des Osmanischen Reiches, der von der Türkei bis heute geleugnet wird und auch im öffentlichen europäischen und nordatlantischen Bewußtsein weit davon entfernt ist, als historisches Faktum verankert zu sein.

(Text: D.E., nach verschiedenen Quellen)

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